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"(K)ein Mord in Aussicht": Wer hat den Grafen von Mufflingen getötet?

Beim Verhör im Theaterstück "(k)ein Mord in Aussicht"

„Absolute Priorität“ hat gerade die Entwendung eines Gartenzwerges, wie Kollege Mittelmann dem aufgebrachten Zwergenbesitzer am Telefon sagt. Und dann ist da noch der gestohlene Turnschuh eines Teenagers. Da bleibt den beiden Kollegen viel Zeit, an der Playstation zu sitzen – und die eine oder andere Runde zu spielen. Plötzlich aber wird die berufliche Langeweile jäh unterbrochen: Landgraf von Mufflingen liegt leblos im Salon – ein Tötungsdeli(kt ist nicht ausgeschlossen. Und tatsächlich findet der quirlige Kollege von der Spurensicherung Merkmale von stumpfer oder spitzer Gewalt am Rücken des Grafen.
„(K)ein Mord in Aussicht“ ist der Titel des Kriminalstücks, das die Unterstufen-Theater-AG am Gymnasium Neureut gerade aufführt. 10 Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen hatten zusammen mit Lehrerin Johanna Kober, der Theaterpädagogin Virginie Bousquet von „theaterland“ und anfangs auch mit Bernhard Seeber seit September geübt und geprobt, auswendig gelernt, über die Mimik, die Kostüme, die Musik und die Beleuchtung diskutiert. Heraus kam ein wunderbar kurzweiliges, spannendes und humorvolles Stück, das bei der Premiere im Studiensaal viele schauspielerische Talente zum Vorschein brachte. Neben Alexandra Preis und Lynn Huber, die die Kommissare Mittelmann und Dombrowski sehr glaubwürdig verkörpern, sind auch die Rollen der Polizeichefin Bär durch Cecilia Müller, die des Kollegen von der Spusi durch Milo Stich oder die der Landgräfin durch Olivia Nix hervorragend besetzt. Lustig auch Bürgermeister Fischer, gespielt von Emilian Meixner oder das französische Hausmädchen Catherine, das von Vanessa Zofka dargestellt wird. Eine Doppelrolle hat Lena Endreß inne: Sie verstärkt das Team um die beiden Kommissare als pfiffige Praktikantin und spielt die Tochter des Landgrafen, Clarissa.
Wer nun hat den Landgrafen (Philipp Schneider) umgebracht? Der reiche Golfspieler war allenthalben ein unbeliebter Zeitgenosse. Er traktierte seinen Nachbarn, den Bürgermeister, mit Golfbällen und wollte ihm darüber hinaus nach der nächsten Wahl das Amt des Bürgermeisters streitig machen. „Ich bring dich um“, soll das Dorfoberhaupt geschrien haben. Die Familie des Grafen liebte ihn auch nicht gerade. Clarissa, die von ihrem Vater für eine 2 in Bio gerügt wurde, sollte den Hof übernehmen, wollte aber Modedesign studieren. „Ich hasse dich“, soll sie laut Zeugenaussagen gerufen haben. Oder war es vielleicht die Gräfin, die, wie sie selbst freudig ausruft „nun endlich reich“ ist? Das französische Hausmädchen und der Butler (Ella Finke) hatten zur Tatzeit ein Tête à tête in der Küche – sie konnten den Grafen also nicht mit spitzer oder stumpfer Gewalt ermordet haben.
Es bleibt spannend bis zum Schluss. Und die Auflösung dieses Mordes ist denkbar ungewöhnlich. Das Motiv? Die Entdeckung einer Bewerbung von Kommissar Dombrowski nach Frankfurt. Der Mörder? Einer, der hervorragend Golf spielt, besser als der Landgraf von Mufflingen. Einer, der nicht wollte, dass Dombrowski geht, weil er dann alleine gewesen wäre mit den Zwergen- und Turnschuhdieben im langweiligen Hinterhausen. Ja genau: Kommissar Mittelmann war es, der den Landgrafen mit einem Golfschläger getötet hat. „Ich wollte das nicht, es ist einfach passiert“, beteuert er bei einem Gefängnisbesuch des Kollegen Dombrowski. Und dann, wie es nur auf der Theaterbühne möglich ist, schmieden die beiden Zukunftspläne: für eine Zeit, in der sie gemeinsam wieder harmlose Diebe jagen und täglich ein paar Runden an der Playstation spielen. (mh)