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Exkursion: Über den Widerstandskampf Graf von Stauffenbergs

Der Tutorkurs von Frau Pfeiffer vor dem Stuttgarter Schloss.

Begleitet wurden wir von Frau Nagel. Nach einer überraschend störungsfrei verlaufenden Zugfahrt stand zunächst das Museum der Illusionen im Stuttgarter Europaviertel auf unserem Programm. Hier gab es neben zahlreichen optischen Illusionen in Form von Bildern an den Wänden, über die wir teilweise bereits im Unterricht gesprochen hatten, auch sogenannte Illusionsräume, zum Beispiel ein riesiges Spiegelkabinett oder einen Raum, in dem man dachte, dieser würde sich drehen. Besonders interessant war, dass zu jeder Illusion erläutert wurde, wie sie entsteht. Darüber hinaus wurden zahlreiche Geschicklichkeitsspiele angeboten, die von den Besucherinnen und Besuchern getestet werden und anschließend im Museumsshop erworben werden konnten. Passend zu unserem aktuellen Thema „Wirklichkeit“ im Religionsunterricht machten wir uns so ca. eine Stunde lang Gedanken zum Thema optische Illusionen und staunten darüber, wie leicht sich unsere Sinne täuschen lassen! 

Nach einer ausgiebigen Mittagspause in der Innenstadt ging es ins Alte Schloss, wo sich die Stauffenberg-Erinnerungsstätte befindet. Obwohl diese nur einen Raum umfasst, lernten wir dank einer sehr informativen Führung durch Herrn Kaut, eines ehemaligen Geschichtslehrers, alles über Klaus Schenk Graf von Stauffenberg: über seine Kindheit bis hin zu dem historischen Anschlagsversuch auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944, der sich dieses Jahr zum 80. Mal jährt. So erfuhren wir, dass Klaus Schenk Graf von Stauffenberg als Kind gerne Cello spielte, Gedichte schrieb und ein großer Bewunderer von Schillers „Wilhelm Tell“ war, einem Werk, das sich mit der Thematik des Tyrannenmords befasst und damit auch in Stauffenbergs späterem Leben eine wichtige Rolle spielte. Die Erinnerungsstätte befindet sich in Stuttgart im Alten Schloss, da Stauffenbergs Vater Oberhofmarschall des württembergischen Königs war und die Familie im Obergeschoss des Schlosses gewohnt hatte. Am 20. Juli 1944 nahm Stauffenberg Sprengstoff mit in das Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg (heute Kętrzyn, Polen). Während einer Besprechung wollte er Hitler töten und so das NS-Regime stürzen.

Herr Kaut machte aber auch deutlich, dass Stauffenberg kein Demokrat in unserem heutigen Sinne war, er nicht als ,,Vater des Grundgesetzes“ verkannt werden dürfe und zunächst auch nicht politisch engagiert war. So reagierte er z. B. 1933 noch nicht auf die Machtergreifung Adolf Hitlers und kämpfte von Anfang an als Soldat, genauer gesagt, als Offizier im Zweiten Weltkrieg. Erst ab Sommer 1943 wurde er Mitglied des Widerstandes gegen das NS-Terrorregime und plante ab 1944 mit zahlreichen Mitverschwörern das Attentat auf Hitler in der so genannten Wolfsschanze. Möglicherweise waren die Massenvernichtungen von Juden im Osten Europas und die vielen Verbrechen an der Zivilbevölkerung in den von Deutschen besetzten Gebieten und an den Kriegsgefangenen ausschlaggebend für die Pläne Stauffenbergs. 

Auch die verschiedenen Mitverschwörer und deren Geschichten wurden in der Ausstellung u. a. mithilfe digitaler Elemente beleuchtet. So war z. B. Carl Friedrich Goerdeler, Politiker der DNVP, im Falle eines geglückten Attentats als neuer Regierungschef vorgesehen, wobei dies aus Angst vor der Gestapo nicht schriftlich festgehalten worden war. 

Herr Kaut machte auch darauf aufmerksam, dass der Widerstandskampf Stauffenbergs lange nicht ausreichend anerkannt wurde. Er erzählte aus seiner eigenen Kindheit in den 50er Jahren, in der die Hitlerjugend häufig noch für Begeisterung unter Jugendlichen sorgte und noch viele Jahre nach dem Krieg dem deutschen Leid ein wesentlich höherer Stellenwert beigemessen wurde als einer Aufarbeitung der Nazi-Diktatur mit dem Holocaust und deren politischen Folgen. Erst in den 1960er Jahren sei Stauffenberg als Held bezeichnet worden. Seither gibt es auch Militärschulen, die seinen Namen tragen und sämtliche demokratische Parteien erkennen seine Verdienste an. 

Nach zwei ganz unterschiedlichen Museen und vielen eindrücklichen Erkenntnissen ging dieser hochinteressante und kurzweilige Tag für uns in Stuttgart zu Ende und wir machten uns auf den Rückweg nach Karlsruhe. 

 Saskia Schmitt, Jg 2